Über uns

Gemeinsam Grenzen überwinden 

ABS - Aktive Blinde und Sehbehinderte

Wir sind eine Gruppe von derzeit ca. 20 sehenden und seheingeschränkten Menschen. 

Viele von uns sind "alte Hasen", die sich gut in ihrem Leben eingerichtet haben und die Gruppe mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und ihren Kompetenzen bereichern und weiterbringen. 

Manche sind frisch von einem plötzlichen oder sich weiter verschlechternden Sehverlust betroffen und wissen noch nicht, wie ihr Leben weitergehen soll. Gerade für diese Menschen ist es mühsam, sich hilfreiche Informationen zusammenzusuchen. Der Kontakt zu anderen Betroffenen bietet einen großen Pool von Know-How und kann eine wichtige emotionale Stütze auf dem Weg in eine neue Normalität sein.

Wir haben uns 2023 gegründet. Uns alle vereint das Bedürfnis, uns und anderen  zu helfen und gemeinsam aktiv zu sein.

 

ABS bedeutet eigentlich Antiblockiersystem.

Wir alle erfahren immer wieder Blockaden. Oft schränken wir uns durch unsere Ängste und mangelndes Vertrauen in uns und andere selber ein, oft werden wir vom Unverständnis und der Unsicherheit der Mitmenschen, von Hindernissen und Barrieren blockiert.

Unsere Gruppe will innere und äußere Blockaden reduzieren. Sie ist offen für Blinde und Sehbehinderte jeden Alters sowie deren Angehörige und alle, die Interesse am Austausch oder ehrenamtlichen Engagement rund um das Thema Sehbehinderung haben.

Unser Ziel ist es, bei Sehverlust die eigene Situation zu akzeptieren und gemeinsam zu einem erfüllten und aktiven Leben zu finden. 

Wir wollen bei unseren Treffen und Aktivitäten unsere persönlichen Grenzen und Möglichkeiten erweitern, uns über Hilfsmittel, Alltagstipps und hilfreiche Kontakte austauschen, die unser Leben erleichtern, füreinander da sein und Spaß miteinander haben. 

Wir bieten Gespräche für Angehörige sowie inklusive Kontakte und Veranstaltungen und wollen damit aktiv Barrieren abbauen und zu einem größeren Verständnis für Menschen mit Seheinschränkungen beitragen.

Jeder bei uns gestaltet, erweitert und trägt die Gruppe mit seinen Erfahrungen, Kompetenzen, Fragen, Ideen und Wünschen. 

Wir wachsen gemeinsam und entwickeln uns weiter - persönlich und in der Gruppe!

 

Uns ist die Unabhängigkeit von großen Verbänden wichtig. Bei uns gibt es keine Mitgliedschaft, und wir erheben keinen Teilnehmerbeitrag. Die Teilnahme an Aktivitäten und die finanzielle Beteiligung an Anschaffungen sind freiwillig.

Eine Mitgliedschaft im BVN (Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen) bzw. DBSV (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband) bietet jedoch zusätzlich ein vielfältiges Beratungsangebot und unterstützt bundesweit die Vertretung der Interessen blinder und sehbehinderter Menschen.

Unsere Angebote

Austausch über Erfahrungen und Hilfsmittel

Tipps für den Alltag

Hinweise auf Beratungsangebote und hilfreiche Kontakte

Gruppentreffen alle 2 Monate

Individuelle Treffen und Gespräche

Austausch über Gruppen-Chats und Mail

Hilfe im Umgang mit dem iPhone (mehr dazu im Menü unter "Aktivitäten - Apfelgruppe)

Gesprächsangebote für Angehörige und betroffene Singles

Wir sind offen für weitere Anregungen und Ideen!

Aktivitäten

Feste Angebote und Gruppen:

ABS-Gruppentreffen

Tandem-Gruppe

Singin'klusiv (Offenes Singen)

Spieleabend

iPhone-Gruppe

(Mehr dazu unter "Aktivitäten")

 

Gemeinsame Ausflüge und  Aktionen:

Selbstverteidigungskurs

Cajon-Workshop

Draisinenfahrt

Adventure-Golf

Wanderungen

Kino-, Theater- und Museumsbesuche

Städtetouren u.v.m.

Von uns

Persönliche Geschichten und Statements

Es ist, wie es ist. Was daraus wird, liegt in unserer Hand!

Ich habe mit 17 die Diagnose Juvenile Opticusatrophie bekommen, eine Sehnervenerkrankung, die sich stressbedingt verschlechtert. Führerschein, Zulassung zum Referendariat - alles musste ich mir erkämpfen. "Ich rate Ihnen davon ab, als Lehrerin zu arbeiten. Kinder können grausam sein und Ihre Behinderung ausnutzen!", sagte damals ein Schulrat. "Das werden wir sehen!", dachte ich und habe meinen beruflichen Weg fortgesetzt.

Lange Zeit habe ich versucht, den zunehmenden Sehverlust zu verheimlichen. Es kostete mich große Überwindung, öffentlich eine Lupe zum Lesen zu benutzen oder mich mit einem Abzeichen als sehbehindert zu kennzeichnen - zumal die meisten die drei schwarzen Punkte auf gelbem Grund mit "blind" verknüpfen (falls sie es überhaupt kennen). Aber vor allem meine Grundschulkinder und der Kontakt zu anderen Betroffenen waren dann eine große Hilfe, meine Behinderung zu akzeptieren und selbstverständlicher damit umzugehen. 

Trotzdem bedeutet jede neue Verschlechterung eine große Umstellung, ein Sich-darauf-Einlassen, ist mit vielen Abschieden von Selbstverständlichem und Geliebtem und mit Trauer verbunden. Und manchmal braucht es einen "Schubs", um die Eitelkeit und Scham zu überwinden: Meinen Langstock benutze ich erst, seitdem ich mir einen Fuß gebrochen habe, weil ich Stufen abwärts übersehen hatte...

Ein großer Einschnitt war, als ich das Autofahren aufgegeben habe. Nie zuvor habe ich mich so "behindert" und abhängig gefühlt! Ich zog vom Dorf (keine Öffis, keine Infrastruktur) nach Hildesheim, ließ viele geliebte Menschen zurück, um wieder selbständiger sein zu können. Aber wenn man loslässt, hat man die Hände für Neues frei. Es entwickelten sich spannende neue Kontakte und Möglichkeiten, und schließlich lernte ich hier meinen Mann kennen, der mir und der ABS-Gruppe eine große Hilfe ist.

Ich habe mit 49 und einem Sehrest von 5 - 10 % aufgehört zu arbeiten. Seitdem habe ich viel Zeit für ehrenamtliches Engagement, bei dem ich meine Interessen und Fähigkeiten einsetzen kann. Das ist sehr beglückend, stärkt das Selbstvertrauen und gibt dem Leben einen neuen Sinn. Deshalb möchte ich auch anderen Betroffenen diese Möglichkeit bieten. Mein Sehrest ist seitdem stabil :-)

"Unser Denken ist unser Schicksal" - ich liebe dieses Zitat von Arthur Schopenhauer. Ich kann mich frustriert in die Ecke setzen und hadern, oder ich blicke erwartungsvoll nach vorn und schaue, was noch oder stattdessen geht und was ich Positives aus der Situation machen kann. Unser Leben und unsere Persönlichkeit ändern sich durch eine auftretende Behinderung - ob zum Guten oder zum Schlechten, liegt im Wesentlichen an mir - und an den Menschen, die mich unterstützen.

 

Dunkelerlebnis

Ich war im Winter mit meiner Mobilitätstrainerin in Hannover im Dunkeltraining unterwegs. Das funktioniert folgendermaßen: 

Meine Trainerin schickt mir Step by Step Anweisungen auf mein Handy. 

Startpunkt Hannover Maschsee/Sprengelmuseum

Bei Anreise über Umsteigestation Aegiendientorplatz Bus 100 nehmen in Richtung August-Holweg-Platz bis zur Haltestelle Maschsee/Sprengelmuseum.

1. Drehe Dich in Fahrtrichtung und überquere an der Kreuzung nach links, weiter links, die nächste Querstraße rechts in die Gneisstraße.

2. Am Ende der Straße finde einen Fußweg (links). Folge diesem zur Querstraße (Auf dem Emmerberge). Was gibt es in der Nummer 19 für Kinder?

3. Weiter rechts und nächste Möglichkeit nach links (Lehzenstr.). Folge der Lehzenstraße bis zur nächsten Querstraße (Wiesenstraße), rechts abbiegen.

4. Suche rechts den Fußweg (Moocksgang) und folge diesem bis zur Überdachung, gehe ca. 20 Meter unter der Überdachung nach links und drehe Dich nach rechts. Gehe weiter, bis es geradeaus nicht mehr weitergeht. Dort rechts, suche Bedarfsampel, um die Straße (Rudolf von Benningsen Ufer) zu überqueren, gehe ganz bis ans Ufer.

5. Gehe rechts und immer geradeaus bis zur Ampel, nach rechts überqueren und mit Bus 200 zurück zum Aegidientorplatz.

Nun kann ich mir die Anweisungen mit VoiceOver über meine Kopfhörer vorlesen lassen.

Parallel habe ich dann noch einige Apps am Start, die mir zum „Weg finden“ dienen: 
Mit der GVH- App suche ich mir die Verbindung von der Bleekstrasse zum Sprengelmuseum.

Mit der App Seeing AI suche ich die entsprechenden Schilder, U-Bahnstationen usw.

Die App „Kompass“ hilft mir, die Richtung zu halten.

Wenn ich vor Verzweiflung mein IPhone anschreie „Hey Siri, wo bin ich?“, dann sagt mir dieser gute Geist z. B. „Friedrichswall 25“! 

Das Ganze im „Dunkeln“, mit blendendem Auto-, Geschäfts- und Laternenlicht, mit Kopfhörer, iPhone, Langstock und Panik als Begleiter.

Mein Freund „Hartmut“, so heißt mein Langstock, da er sehr robust ist, auch wenn er ständig irgendwo gegengeschlagen wird und immer mutig vorangeht, damit ich nicht überall anstoße, ist mein treuer Begleiter.

So kämpfe ich mir meinen Weg durch Hannover zu meinem Ziel.

Meine Trainerin hat mich immer im Blick, greift nur im Notfall ein und regt sich plötzlich wahnsinnig auf.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, frage ich. 

„Nein, Sie nicht, aber haben Sie die Frau nicht bemerkt, die Sie gerade angepöbelt hat?“ fragt sie.

„Nein, habe ich nicht, was war denn?“, frage ich.

Die Frau hat gesagt:

Du blöde Simulantin, tu nicht so, als ob du nichts siehst, mit Handy in der Hand und mit Blindenstock so tun, als ob du blind bist. Ich hau dir gleich in die Fresse, dann kannst du gleich wieder sehen!

Ich war so in meinem Navigationstunnel, dass ich diesen Angriff ganz einfach nicht bemerkt habe. 

Meinen Weg habe ich gefunden und war dann nach 2 Stunden glücklich und müde an meinem Ziel! 

Zum Glück sind die meisten Menschen, denen ich unterwegs begegne, sehr freundlich, und über alle anderen hört man einfach weg!

 

Aufklärung hilft?

"Die sieht noch was, die lügt!", ruft ein Mädchen, das ich inklusive ihrer Eltern in der Fußgängerzone umrundete, weil sie stehengeblieben waren. Immerhin hatte sie meinen Langstock als Zeichen für meine Sehbehinderung erkannt, aber damit "blind" assoziiert, wie wohl die meisten Menschen. Ich wollte etwas zur Aufklärung beitragen und drehte mich zu der Familie um. Der Mutter war das ziemlich peinlich und sie wehrte mit "Das meint sie nicht so!" ab. Doch ich versuchte eine Erklärung: "Ich sehe schon noch ein bisschen was, aber vieles nicht mehr. Der Stock hilft mir zum Beispiel, Stufen oder Laternenpfähle zu erkennen oder warnt Radfahrer und Autos, dass ich sie vielleicht übersehe." Daraufhin die Mutter zu ihrer Tochter: "Also merk es dir: Wenn jemand so einen weißen Stock benutzt, sieht er nichts mehr."

Tja ...

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