Warum "tackern" manche Ampeln? Wo bekomme ich Beratung? Warum können viele Blinde doch etwas sehen? Kann ich als Betroffene/r weiter PC und Handy nutzen? Welche Apps, Podcasts und Spiele gibt es für Blinde?
Auf dieser Seite findest du eine Sammlung von Tipps, Infos, Kontakten und Links rund um das Thema Blindheit und Sehbehinderung für Betroffene, Angehörige und andere Interessierte. Sie wächst nach und nach an. Falls du einen Beitrag, einen Hinweis oder eine Frage hast, mit denen wir diese Seite ergänzen oder Einträge optimieren können, schick sie uns gerne per Mail.
Produktempfehlungen sind tendenziell schwierig, da sie von den individuellen Bedürfnissen der Nutzer abhängen. Produkte und Adressen, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht und die wir hier verlinkt haben, stehen exemplarisch für eine große Vielzahl an alternativen Angeboten. Wenn du hier Hinweise auf Produkte oder Adressen findest, zu denen du mehr erfahren möchtest, melde dich gerne bei uns.
Abzeichen
Das gelbe Abzeichen mit den drei schwarzen Punkten kennzeichnet eine Person als blind oder sehbehindert. Es gibt sie u.a. als Anstecker, Magnete und Armbinden, aber auch auf Badekappen, Warnwesten oder Rucksäcken sind sie sinnvoll. Man erhält sie beim DHV (siehe unten) und bei vielen anderen Hilfsmittelvertrieben. Einfach mal "Blindenabzeichen" in die Suchmaschine eingeben!
Sofern unsere Mitmenschen das Abzeichen wahrnehmen und kennen, erleichtert es das Bitten um Hilfe und führt oft zu größerer Rücksichtnahme. Sehr hilfreich!
Alltagstipps
Wer frisch von Sehverlust betroffen ist, muss sein Leben ganz schön umkrempeln. Vieles wird weiterhin möglich sein, wenn auch anders als bisher gewohnt.
Bei Pro Retina kann man kostenlos verschiedenste Broschüren zu Themen rund um Augenerkrankungen, Sehbehinderung und Blindheit beziehen. Eine wirklich hilfreiche Broschüre heißt "66 Tipps für Menschen mit Sehbehinderung". Dort geht es um Hörbares, Hilfsmittel, Kontraste, "Im Beruf bleiben", rechtliche Hilfen, Ernährung und vieles mehr.
Unter https://www.pro-retina.de/ findest du einen Reiter "Infomaterial", wo diese und alle anderen Broschüren aufgeführt sind und bestellt werden können. Telefonischen Kontakt zur Pro Retina-Geschäftsstelle bekommst du unter 0228 227 217 0.
Ampel
Blindengerechte Ampeln geben ein Tackern von sich, damit Blinde den Standort der Ampel finden. Unter dem "Taster" befindet sich ein Knopf, der gedrückt werden muss, um die Akustik zu aktivieren. Wenn die Ampel grün zeigt, gibt sie regelmäßige Töne von sich. Auf der Fläche des Knopfes sind fühlbare Pfeile angebracht, die die Richtung und die Anzahl der Fahrbahnen angeben, die überquert werden müssen.
Mängel und Anregungen können auf der Internetseite der Stadt Hildesheim über die Mängelkarte gemeldet werden. Die Infos landen dann direkt bei der zuständigen Person im Haus. Hier ist der entsprechende Link: https://www.stadt-hildesheim.de/portal/seiten/maengelkarte-900004157-33610.html?rubrik=900000011&naviID=reset1
Ganz unten findet sich der Bereich "Lichtsignalanlage (Ampel)". Wer lieber telefoniert, kann sich in der Zentrale unter 301-0 melden und wird weitergeleitet.
Wenn Ampeln nicht akustisch sind, nutzen viele von uns die App "Ampel-Pilot". Sie hilft beim Auffinden der nächsten Ampel und sagt an, ob man warten soll oder die Straße überqueren kann. Für die Handhabung und das Vertrauen in die Zuverlässigkeit empfehlen wir, die App erstmal in Begleitung einer sehenden Person zu testen.
Apps
Das Smartphone ist für Blinde und Sehbehinderte durch verschiedenste Apps ein unverzichtbares Hilfsmittel geworden.
"Seeing AI" nutzen wir gerne zum Vorlesen kurzer oder langer Texte (selbst Handschriften werden je nach Lesbarkeit überwiegend treffsicher erkannt).
"Barcoo" nennt dir über einen Barcode-Scanner Produktinfos. Das ist beim Einkaufen, aber auch zu Hause hilfreich, wenn es z. B. um die Zutaten der Pizza geht oder die Verwendung eines Pflegeprodukts...
Mit "Be My Eyes" kannst du dir Fotos oder die Umgebung und inzwischen auch Videos beschreiben lassen sowie Menschen anrufen, die über den Zugriff auf deine Handy-Kamera unsere Augen ersetzen können (siehe dazu auch im Menü unter "Barrierefreiheit").
"Greta" versorgt uns mit einer Audiodeskription zu vielen Kinofilmen (siehe auch Stichwort "Kino").
Um nur einige Beispiele zu nennen. Es ist eine eigene Seite mit App-Empfehlungen auf dieser Website in Planung.
Arbeitsassistenz
Menschen mit Behinderung stehen unter gewissen Voraussetzungen eine Arbeitsassistenz zu, sofern eine Arbeitsplatzausstattung mit technischen Hilfsmitteln nicht ausreicht, um eine berufliche Tätigkeit auszuüben. Die Aufgabe der Arbeitsassistenz ist - wie der Name sagt -, dem behinderten Menschen zu assistieren und damit die Bereiche der Arbeit auszugleichen, zu denen er behinderungsbedingt nicht selbst in der Lage ist.
Nähere Infos dazu findest du unter in einem pdf vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie unter diesem Link: https://soziales.niedersachsen.de/download/159546
Arbeitsplatzausstattung
Infos dazu sind in Arbeit.
Audiodeskription
Darunter versteht man zusätzliche akustische Erklärungen zu Filmen. In den Sprechpausen werden die gezeigten Szenen, das Aussehen der Personen u.a. beschrieben und Untertitel vorgelesen. Viele TV-Filme werden in den Mediatheken bereits als "Hörfilmfassung" angeboten. Mittlierweile gibt es auch mehr und mehr Theater, die eine Audiodeskription anbieten (z.B. die Bad Gandersheimer Domfestspiele).
Zur Audiodeskription bei Kinofilmen gibt es eine Handy-App. Siehe dazu Stichwort "Kino".
Auf Wiedersehen?
"Sagt man das bei euch?" - Klar! Genauso wie "Wir sehen uns", „Schauen wir mal“ und andere alltägliche Floskeln und Redewendungen. Sehende Menschen brauchen sich also nicht verbal verknoten, um Alternativen im Kontakt mit Blinden zu finden. Tun wir auch nicht!
Augenärzte
Wir können hier keine Empfehlungen für bestimmte Augenärzte abgeben. Neben der fachlichen Kompetenz ist für uns aber wichtig, dass wir uns in der Praxis wohlfühlen, keine Nummer sind, dass der Arzt oder die Ärztin Geduld und ein offenes Ohr hat, ich unkompliziert an Rezepte für Hilfsmittel komme und Berichte nicht lange auf sich warten lassen.
Aura-Hotels
In diesen Häusern wird speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen eingegangen. Dazu gehören u.a. auch blindenspezifische Workshops und Schulungen wie Braille-Lehrgänge oder Intensiv-Workshops zu Orientierung und Mobilität.
Webseite des DBSV mit Kontaktdaten: https://www.dbsv.org/aura-hotels-pensionen.html
Bahn fahren
Wie finde ich den richtigen Zug? Was ist bei Gleisänderungen? Wie finde ich meinen reservierten Platz? Wie bewältige ich das Umsteigen? Welche Ermäßigungen stehen mir zu? Eigentlich brauche ich auf der Fahrt eine Begleitung...
Viele Menschen scheuen sich davor, alleine mit der Bahn unterwegs zu sein. Doch es gibt diverse Anlaufstellen, die Unterstützung anbieten und uns helfen, sicher ans Ziel zu kommen. Nähere Infos findest du unter den Stichwörtern "DB Mobilitätsservice-Zentrale", "DB 3S-Zentrale", "ICE" und "Bahnhofsmission Hildesheim".
Bahnhofsmission Hildesheim
Die Hildesheimer Bahnhofsmission bietet nicht nur Unterstützung beim Ein-, Um- und Aussteigen bei Bus- und Bahnfahrten, sondern auch Begleitung während der Fahrt. Dafür musst du dich 7 Tage vor der Fahrt unter der Nummer 05121-281 24 23 anmelden. Du erreichst die Bahnhofsmission auch per Mail an bahnhofsmission-mobil.hildesheim@evlka.de. Oder schau im Internet unter www.diakonie-hildesheim.de/bahnhofsmission
Begrüßung
Wie praktisch war es für uns, dass man sich in der Corona-Zeit nicht die Hand gegeben hat! Wenn Sehende eine blinde oder sehbehinderte Person begrüßen, sollten sie abwarten, bis diese zuerst die Hand ausstreckt - oder es vielleicht auch nicht tut. Nimm es nicht persönlich, wenn deine zuerst ausgestreckte Hand nicht ergriffen wird. Dafür müsste dein Gegenüber sie sehen können! "Ich halte dir meine Hand hin" wäre eine Option, aber ein freundliches Begrüßungswort reicht völlig aus, finde ich.
Behinderten-WC-Schlüssel
Siehe dazu Stichwort "Euro-Schlüssel"
Beratung
Professionelle Beratung und Unterstützung bei zunehmendem Sehverlust bekommst du beim BVN in Hannover unter Tel. 0511 / 510 42 19 (Jessica Meyer). Frau Meyer ist außerdem an jedem 4. Donnerstag im Monat von 10 - 12 Uhr in den Räumen der SALO Nordwest GmbH (Bernwardstr. 11, 3. Etage, Fahrstuhl vorhanden) für Betroffene und Angehörige mit der "Blickpunkt Auge"-Beratung in Hildesheim. Sie bietet Rat und Hilfe bei Fragen zu Hilfsmitteln, Hilfsmöglichkeiten und sozialrechtlichen Fragen. Eine vorherige Anmeldung unter der oben genannten Rufnummer ist unbedingt erforderlich.
Bildschirm-Lesegeräte
Sie verfügen über eine Kamera, die Texte und Bilder auf einen dazugehörigen Bildschirm projiziert, die sich dann beliebig vergrößern und farblich verändern lassen (z.B. inverse Schrift), um vom Lesenden gut erkannt zu werden.
Es gibt sie als Standgeräte für den (Schreib-)Tisch und auch als mobile Version, mit festen oder flexiblen Kameras, mit denen man z.B. auch ein Tafelbild, eine Beamerprojektion oder die Wand mit Ordnern im Büro auf den Bildschirm übertragen kann.
Bildschirmlesegeräte werden von verschiedenen Hilfsmittelherstellern angeboten. Diese kommen bei Bedarf mit unterschiedlichen Geräten nach Hause, beraten bei der Auswahl und führen in die Nutzung ein.
Blindenführhund
Infos dazu sind in Arbeit
Blindengeld
Anerkannt blinden Menschen (siehe unten unter "Blindheit") steht ein monatliches Blindengeld zu, das sie über das Landesamt für Soziales, Jugend und Familie (Telefon: 05121 / 3 04-0) beantragen können. Aktuell beträgt das Blindengeld 450 €. Damit können behinderungsbedingte Mehrausgaben ausgeglichen werden wie z. B. Taxifahrten, Kosmetik, Hilfsmittel, die nicht von Krankenkasse oder Rententräger übernommen werden, oder die Bezahlung einer Vorlesekraft, Haushaltshilfe oder Begleitperson.
Mehr Infos und den Link zu einem Antragsformular findest du unter https://soziales.niedersachsen.de/startseite/soziales_amp_gesundheit/soziale_forderungen/landesblindengeld/landesblindengeld-248.html
Außerdem gibt es einmalige Zahlungen aus dem "Landesblindenfonds" (siehe unten).
Blindenschrift
wird bei uns "Punktschrift" genannt, da sie aus tastbaren Punkten besteht. Gedruckte Schrift nennen wir "Schwarzschrift". Geläufiger ist sie auch unter dem Namen "Braille-Schrift", benannt nach dem Erfinder Louis Braille. Mehr dazu siehe unter "Braille-Schrift".
Blindenstock
Er heißt eigentlich Langstock, weil er lang ist, der Benutzer aber nicht unbedingt blind. Denn er bietet auch bei Seheinschränkungen wie Gesichtsfeldausfällen im Sehzentrum oder in der Peripherie, verschwommenem Sehen oder Nachtblindheit Sicherheit und Orientierung, reduziert das Unfallrisiko und signalisiert anderen Verkehrsteilnehmern, dass sie von dieser Person evtl. nicht wahrgenommen werden.
Mehr dazu siehe auch unter "Langstock" und "Kennzeichnung".
Blindheit
Als "anerkannt blind" gilt ein Mensch mit einem Sehrest von unter 2 Prozent oder einem stark eingeschränkten Gesichtsfeld. Die wenigsten anerkannt blinden Menschen sind vollblind, sehen also gar nichts mehr. Meist ist das Sehen von Umrissen, hell und dunkel, Bewegungen u.a. möglich. Mit Training und Erfahrung übernimmt das Gehör viele der optischen Sinneseindrücke. Erfahrene Blinde können z.B. hören, ob Hindernisse im Weg sind oder aus welchem Material ein Gegenstand besteht. So können viele Blinde mehr "sehen", als man allgemein glaubt.
Braille-Schrift
Die Braille-Schrift wird auch Punktschrift genannt. Sie wurde im Jahre 1825 von dem damals 16-jährigen Franzosen Louis Braille erfunden und hat sich in fast allen Sprachen durchgesetzt. Sie besteht aus tastbaren Punkten. Die Basis jedes Buchstabens ist eine senkrechte Würfel - 6. Herausragende Punkte in verschiedener Anzahl und Kombination ergeben die unterschiedlichen Buchstaben und Satzzeichen. Auch Zahlen, mathematische Zeichen und Noten können damit dargestellt werden.
In der heutigen Zeit mag es mit den digitalen Möglichkeiten überflüssig erscheinen, die Punktschrift zu erlernen. Doch manchmal möchte man dem Lärm der ständigen akustischen Informationsquellen entfliehen und sich still an ein ruhiges Plätzchen zurückziehen, um ein Buch zu lesen.
Sicher wird es einige Zeit dauern diese Schrift zu lernen, aber es lohnt sich.
Auch wenn du keine langen Romane lesen möchtest, ist es gut, die Basis-Schrift zu können.
Wir begegnen ihr überall im alltäglichen Leben:
Also gar nicht verkehrt, wenn man diese 6 Punkte fühlen kann.
Und wenn mal die digitalen Geräte keinen Strom haben, ist es sehr beruhigend, seine Gewürze, Aktenordner oder Kabel in Blindenschrift beschriftet zu haben.
Viel Spaß beim Lernen! Wir helfen dir gern!
Außerdem gibt es Kurse. Infos dazu bekommst du beim BVN.
Bus
Menschen, die mit einem weißen Langstock als seheingeschränkt gekennzeichnet sind, dürfen in den Hildesheimer Stadtbussen vorne ein- und aussteigen. So müssen sie sich nicht durch Taschen und andere Hindernisse zur mittleren Tür kämpfen und können außerdem sicher sein, dass der Bus vorne dicht genug am Bordstein hält und sie deshalb unfallfrei aussteigen können.
Wenn wir Glück haben, hält der Bus mit der Vordertür vor unserer Nase, damit wir den Eingang nicht suchen müssen. Hilfreich ist es auch, wenn der Busfahrer nach dem Öffnen der Tür die Linie ansagt, auf unsere Fragen mit hörbaren Worten antwortet und uns sagt, ob einer der beiden vorderen Plätze frei ist.
Wir sitzen nämlich gerne vorne, weil es das Aussteigen erleichtert und wir den Busfahrer nach der Haltestelle fragen können, falls mal wieder die Ansage zu leise eingestellt ist. Wie schön, wenn Menschen uns dort freiwillig einen Platz freimachen!
BVN
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen hat seinen Hauptsitz in Hannover und ist eine wichtige Anlaufstelle für die Beratung von frisch Betroffenen, Unterstützung bei Anträgen, rechtliche Fragen und vieles mehr. Mitglieder finden dort kulturelle Angebote, diverse Gruppen und Foren mit blindenspezifischen Inhalten. Online ist er unter www.blindenverband.org zu finden.
Es gibt eine Hildesheimer Gruppe des BVN, die sich einmal im Monat zum persönlichen Austausch beim Stammtisch trifft. Für die Teilnahme an dieser Gruppe ist allerdings eine Mitgliedschaft im BVN erforderlich.
Kontakt zur Hildesheimer BVN-Gruppe über Rudolf Scheps, 05121 / 82497
Daisy-Player
Der Daisy-Player ist ein Abspielgerät für CDs im "Daisy-Format". Das Gerät ist leicht bedienbar, man kann kapitelweise vor- und zurückspringen oder gezielte Kapitel anwählen. Es merkt sich, an welcher Stelle man beim Lesen stehengeblieben war und bietet damit ähnlichen Komfort wie beim Lesen eines normalen Buches. Eine gute Option für Menschen, die nicht so versiert mit digitalen Medien sind.
Daisy-Player gelten als Hilfsmittel und werden von der Krankenkasse übernommen. Man bekommt sie von verschiedenen Herstellern und findet über das Internet auch gebrauchte Geräte. Große Hilfsmittelvertriebe bieten zusätzlich eine Beratung an. Bei der Firma Optelec bekommst du sie unter Telefon 06691 9617-0 oder per E-Mail an info@optelec.de.
DB Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ)
Die MSZ unterstützt beim barrierefreien Reisen mit benötigten Hilfestellungen wie Ein- und Umsteigehilfen. Außerdem bekommst du hier Fahrplanauskünfte, Fahrkarten und Reservierungen. Das geht telefonisch unter 030 65212888 oder per Mail an msz@deutschebahn.com. Nähere Infos findest du auf der MSZ-Seite https://www.bahn.de/service/individuelle-reise/barrierefrei
DB 3S-Zentrale
Diese Zentrale hat ihren Sitz in Hannover und ist dichter am regionalen Geschehen bei der Bahn. Eine gute Anlaufstelle für aktuelle Fahrplanauskünfte und -änderungen. Du erreichst sie unter 0511 286 1055
Ansonsten gehört sie zur MSZ (siehe oben). Ob du unter dieser Nummer auch Unterstützungsbedarf anmelden kannst, habe ich noch nicht ausprobiert. Einfach mal anrufen und fragen!
DBSV
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband vertritt die Interessen Blinder und Sehbehinderter hinsichtlich ihrer sozialen Stellung, ihrer Teilhabe und Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben sowie ihrer medizinischen Versorgung und fördert die Umsetzung der Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention (aus der DBSV-Webseite). Mehr dazu findest du unter https://www.dbsv.org/
Über die Mitgliedschaft im DBSV (BVN) förderst du mit deinen Beiträgen nicht nur diese wichtige Arbeit, sondern bekommst selbst über die DBSV-Mitgliedskarte bei zahlreichen Firmen und Institutionen Ermäßigungen. Eine Übersicht dazu können wir dir auf Wunsch zumailen.
Auf der o. g. DBSV-Website findest du natürlich auch viele andere hilfreiche Infos und Angebote, wie z. B. eine Übersicht über Broschüren, die man downloaden (Blindenrecht) oder sich über den BVN zuschicken lassen kann, Fachinfos, Angebote für besondere Gruppen (Jugend, Eltern mit Kind, Senioren...). Es lohnt sich, dort mal zu stöbern!
Der Anker
Der Anker bietet psychologische Betreuung über 4 Monate (ggf. Verlängerung möglich). Diese Unterstützung findet ambulant bei den Betroffenen zu Hause oder bei einem gemütlichen Spaziergang statt. Für diese Hilfe ist die Verordnung eines Psychologen oder Psychiaters erforderlich. Da diese lange Wartezeiten haben, kannst du es mit einem Termin bei der Institutsambulanz der AMEOS-Klinik versuchen. Um diese Wartezeit zu überbrücken, kannst du beim Sozialpsychiatrischen Dienst sogenannte "Entlastende Gespräche" bekommen (Kontakt siehe unten).
Den Anker erreichst du telefonisch unter 05121/103-329.
DHV
Der "Deutsche Hilfsmittelvertrieb" hat seinen Sitz praktischerweise in Hannover (Bleekstr. 26) in der Nähe des LBZB (Landesbildungszentrum für Blinde). Sie bieten ein großes Sortiment an Hilfsmitteln für Alltag, Schule, Beruf und Hobbys. Vieles davon kann man vor Ort nach Anmeldung unter Tel. 0511 / 954 650 anschauen und testen. Eine Produktübersicht und Bestellmöglichkeiten findest du natürlich auch online unter https://www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de/
Elektronische Hindernismelder
Es gibt diverse elektronische Hilfsmittel, die auf Hindernisse in Kopf- und Oberkörperhöhe aufmerksam machen, die vom herkömmlichen Langstock nicht erfasst werden. Sie zeigen diese Hinernisse durch Vibration, akustische Signale oder Sprache an. Genannt seien hier zum Beispiel Laser-Langstock, Ultra-Body-Guard, Mini-Guide, Ray und UltraCane, zu denen du nähere Infos auf folgender Seite findest: https://fokus-ev.jimdoweb.com/unser-angebot-f%C3%BCr-blinde-und-sehbehinderte/elektronische-hindernismelder/
Einige dieser Hilfsmittel haben weitere Zusatzfunktionen wie einen Schrittzähler, Lichtsensor und Kompass-Funktion, oder können helfen, Gegenstände, Hindernisse oder Öffnungen zu lokalisieren und sich durch Menschenmengen zu bewegen.
Eine weitere Orientierungshilfe dieser Art ist die "Fledermaus" von Synphon. Hier der Lind dazu: https://www.synphon.de/
Emotionale Hilfe
Einen plötzlichen oder sich schnell verschlechternden Sehverlust nimmt niemand gelassen hin. Der Großteil unserer bisherigen Sinneswahrnehmungen lief über die Augen. Eine nicht angeborene Sehbehinderung oder Blindheit stellt das gesamte gewohnte Leben auf den Kopf. Verlust, Trauer, Hilflosigkeit, Abhängigkeit - das alles muss verarbeitet werden, damit eine Akzeptanz der neuen Lebenssituation möglich wird. Einen hilfreichen Kontakt dazu findest du unter den Stichwörtern "Sozialpsychiatrischer Dienst" und "Der Anker". Eine Gruppe für Psychoedukation speziell für Blinde und Sehbehinderte ist in Planung.
Euro-Schlüssel
Dieser Universal-Schlüssel ermöglicht die Nutzung von Behinderten-WCs, die häufig abgeschlossen sind, damit Benutzer sie möglichst sauber vorfinden. Sinnvoll, wenn man sich die Location ertasten muss! Für ca. 30 € können Menschen mit einem Schwerbehinderten-Ausweis diesen online über folgenden Link bestellen:
Fahrpläne
Öffis sind für uns wichtige Transportmittel. Um zu erfahren, wann was von wo nach wo fährt, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Unter Tel.05121 / 66666 erreichst du jemanden, den du fragen kannst (früher von der SVHI, jetzt eine übergeordnete Zentrale).
Unterwegs helfen z. B. die Handy-Lupe für aushängende Fahrpläne oder Apps wie "Üstra" oder der "ÖPNV Navigator", die mit VoiceOver (Sprachausgabe beim iPhone) auch für Blinde bedienbar sind.
Mit der App "Be my eyes" kannst du übrigens über die Funktion "Be My AI" (KI-gestützt) auch ein Foto von einem Fahrplan o.ä. machen und fragen dazu stellen (z.B. Wann fährt die nächste 4 Richtung Hauptbahnhof?")
Farberkennungsgeräte
Es ist ja gerade modern, die Farben seiner Kleidung wild zu kombinieren. Alle, denen das zu gewagt ist, können auf verschiedene Hilfsmittel zur Farberkennung zurückgreiten. Natürlich gibt es dafür kostenlose Apps. Diese sind jedoch von äußeren Faktoren wie Licht und Oberflächenbeschaffenheit abhängig und somit eher unzuverlässig. Gute Farberkennungsgeräte erkennen die Farben über die Pigmente und können selbst Farbnuancen wiedergeben. Die Kosten liegen eher im oberen dreistelligen Bereich, werden aber u. U. von der Krankenkasse übernommen.
Fragen!
Bevor du - zweifelsohne gut gemeint - einem Blinden oder Sehbehinderten hilfst, FRAG ihn erstmal, ob und in welcher Form er Hilfe braucht. "Kann ich Ihnen helfen?" kommt immer gut!
Bitte NUR IM NOTFALL einen Blinden einfach ungefragt anfassen oder irgendwo hinschieben! Das ist sonst übergriffig und wir verlieren die Orientierung.
Führen
Grundsätzlich gilt: Der Blinde entscheidet, ob er dich am Oberarm fasst, am Rucksackgurt oder sich bei dir einhakt. Oder ob er alleine klarkommt.
Zu den Feinheiten des Führens gibt es ein cooles Video auf YouTube ("Sehende Begleitung - Gewusst wie")
Gaming
Die Initiative "Gaming ohne Grenzen" entwickelt und testet inklusive digitale Spiele und ermöglicht so Menschen mit Behinderungen aller Art nicht nur persönliches Spielevergnügen, sondern erleichtert auch das Knüpfen inklusiver Kontakte.
Auch der DBSV bietet Empfehlungen für Online-Spiele auf ihrer Jugendseite und wird auf der SightCity (jährliche Hilfsmittelmesse in Frankfurt/Main) einen Raum zum Thema inklusives Gaming auf Konsolen und iPhone haben. (Info aus dem "Augen zu und durch!"-Podcast vom 1.1.).
Geld erkennen
Unsere Euro-Münzen sind nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch verschiedene gut fühlbare Prägungen am Rand unterscheidbar. Das 2 Cent-Stück hat z. B. eine Längsrille, das 20 Cent-Stück Kerben in größeren Abständen, die 1 Euro-Münze ist abwechselnd fein geriffelt und glatt.
Es gibt aber auch Geldbörsen, bei denen die Münzen und Scheine sortiert aufbewahrt werden können. Findet man im Hilfsmittelversand.
Hilfsmittel
Es gibt eine riesige Auswahl an Hilfsmitteln, die Blinden und Sehbehinderten ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben ermöglichen: Vergößernde Sehhilfen, Geräte, die Texte vorlesen, akustische und taktile Hilfen, Apps für das Smartphone, die uns navigieren oder Bilder beschreiben... Vieles, was frisch Betroffenen als unwiderbringlich verloren scheint, wird durch Hilfsmittel wieder möglich. Der Austausch mit anderen Betroffenen und das Stöbern bei Hilfsmittelvertrieben (siehe z.B. unter Stichwort "DHV") helfen dir weiter.
Viele davon werden von der Krankenkasse oder anderen Kostenträgern bezahlt. Beratung dazu bekommst du beim BVN (siehe Stichwort "Beratung").
Hörbüchereien
Was tun, wenn das Sehen für normale Bücheroder E-Books nicht mehr ausreicht? Blinde und sehbehinderte Leseratten haben die Möglichkeit, sich über diverse Blinden-Hörbüchereien kostenlos Hörbücher auszuleihen. Voraussetzung dafür ist ein entsprechender Nachweis bei der Anmeldung (Schwerbehindertenausweis, DBSV-Mitgliedskarte, ärztliches Attest). Dann steht uns eine riesige Auswahl an Büchern und anderen Medien aller Genres zur Verfügung. Zwei Büchereien möchte ich hier exemplarisch erwähnen:
Die "Deutsche Zentrale für barrierefreies Lesen" (dzb lesen) bietet neben Hörbüchern (auf Wunsch im Daisy-Format) auch Hörfilme und Bücher in Punkt- und großer Schwarzschrift an sowie Noten und Reliefs. Hier der Link zu deren Webseite: https://www.dzblesen.de/
Die Hörbücherei "Hörgenuss" der Norddeutschen Hörbücherei bietet ebenfalls Hörbücher und -filme an, die man sowohl bestellen als auch downloaden oder online mit iPhone, iPad, Android oder am PC anhören kann. Für alle, die nicht so technikaffin sind, gibt es auch hier die Hörbücher im Daisy-Format (siehe oben Stichwort "Daisy-Player"). Die Hörgenuss-App ist natürlich barrierefrei bedienbar. Unter diesem Link https://norddeutsche-hoerbuecherei.de/pdf-kataloge-und-apps.html findest du unter anderem Audio-Kurzbeschreibungen zur Bedienung der Apps.
ICE
Wer im Besitz eines Schwerbehindertenausweises mit Merkzeichen B ist, muss für eine Fahrt im IC oder ICE zwar voll bezahlen, kann aber kostenlos eine Begleitperson mitnehmen. Das ist nicht allen Bahnangestellten bekannt, also hartnäckig bleiben und nicht gleich klein beigeben! Versierter sind auf jeden Fall die Mitarbeiter des DB Mobilitätsservice (siehe oben).
Inklusionsbeirat
Infos dazu sind in Arbeit
Inverse Schrift
Manche Sehbehinderte können weiße Schrift auf schwarzem Grund besser lesen. Auf dem iPhone kann man in den Einstellungen unter "Bedienungshilfen" das "Umkehren intelligent" einstellen. Bei Windows funktioniert das mit strg-windowstaste-c.
Bildschirmlesegeräte bieten nicht nur eine inverse Einstellung, sondern auch andere Farbkombinationen an, die je nach Augenerkrankung besser erkannt werden können.
iPhone-Tipps
Wie schon verschiedentlich erwähnt, nutzen viele von uns ein iPhone, weil es unserer Meinung nach den größten Komfort bietet und ein wichtiges Hilfsmittel ist. Die Fortgeschrittenen aus der ABS-Gruppe treffen sich alle 2 Monate, um diverse Apps einzurichten und kennenzulernen sowie Fragen zur iPhone-Nutzung zu besprechen. Daraus ist eine Sammlung von Anleitungen und Tipps entstanden, die du auf der Seite apfel-helfer.de nachlesen kannst.
Nähere Infos zu unserer iPhone-Gruppe findest du auf der Seite "Aktivitäten" unter dem Punkt "Apfelgruppe".
IRIS e.V. Hamburg
ist ein gemeinnütziger Verein, der blinden und sehbehinderten Menschen den Erhalt oder die Wiedergewinnung der Selbständigkeit ermöglicht. Hierfür werden ambulante und stationnäre Schulungen in Orientierung und Mobilität, Lebenspraktischen Fähigkeiten und bei der Auswahl und dem Umgang mit Hilfsmitteln angeboten.
Hier der Link zu ihrer Webseite:
Kennzeichnung
Die Kennzeichnung als Blinder oder Sehbehinderter mit dem gelb-schwarzen Abzeichen (siehe oben) oder dem Langstock führt oft zu großer Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme. Es verringert das Unfallrisiko, weil es anderen Verkehrsteilnehmern unsere Seheinschränkung signalisiert, und wir sind von einer Mitschuld befreit, falls doch mal etwas passiert. Die Kennzeichnung muss dafür allerdings von allen Seiten gut sichtbar sein (z. B. Langstock oder Armbinde). Ein kleiner Anstecker, der nur von vorne gesehen werden kann, reicht nicht aus.
Deshalb führen Sehbehinderte, dessen Sehrest zur Orientierung ausreicht, oft einen Langstock mit sich, ohne ihn zu benutzen.
Kino
Geht ein Blinder ins Kino... Klingt wie der Anfang eines Witzes, ist aber möglich. Mit der kostenlosen App "Greta" kann man sich für bestimmte Filme eine Audio-deskription herunterladen, die sich mit dem Film synchronisiert und den Nutzer in Sprechpausen mit wichtigen Infos wie der Beschreibung einer Szene oder Handlung versorgt oder Untertitel vorliest. Coole Erfindung!
Klicksonar
Fledermäuse und Delfine orientieren sich darüber. Warum nicht auch wir? Diese auch als Echo-Ortung bezeichnete Methode ist in den USA entwickelt und schwappt langsam nach Deutschland. Durch Klicklaute mit der Zunge bekommen geübte Blinde über den von Gegenständen zurückgeworfenen Schall eine gute Vorstellung ihrer Umgebung, können Entfernungen einschätzen und Gegenstände erkennen, sogar sicher Fahrrad fahren. Eine großartige Ergänzung zum Langstock, durch die wir ein deutliches Mehr an Freiheit gewinnen.
Leider gibt es bis jetzt bei uns nur sehr wenige Trainer dafür. Wir hoffen, dass die Echoortung irgendwann standardmäßig ab dem Kleinkindalter zur Ausbildung blinder Kinder gehört und für Erwachsene ein so selbstverständliches Kursangebot sein wird wie Braille-Kurse und O&M-Training.
Mehr über diese Methode könnt Ihr über folgenden Link in einem YouTube-Video erfahren: https://youtu.be/4inP9Bt9h1Y?si=eYSMdmWqQliRTNib oder auf der Seite "Anderes Sehen": https://www.anderes-sehen.de/akustische-orientierung-mobilitat/aktive-echoortung-flash-sonar/
Kontraste
Vielen Sehbehinderten helfen gute Kontraste beim Erkennen von Dingen. Ähnliche Farben oder unruhiger Hintergrund machen es anstrengend, Dinge voneinander zu unterscheiden. Essen auf einem einfarbigen Teller, einfarbige Tischdecken oder Sets, durchsichtige Gläser auf einfarbigen Untersetzern oder Servietten, farbige Gläser - schon Kleinigkeiten machen das Leben leichter, nicht nur im Haushalt.
Küche
Wer trotz seiner Seheinschränkung kochen und backen will, kann auf sprechender Geräte und andere praktische Hilfsmittel zurückgreifen. Einfach mal beim Hilfsmittelversand (z.B. DHV, siehe oben) stöbern! Manchmal hilft auch der eigene Erfindungsgeist weiter nach dem Motto: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" Siehe dazu auch unter Stichwörter "Lesen", "Markierungen" und "Sprechende Geräte".
Landesblindenfonds
Der niedersächsische Landesblindenfonds sieht unter bestimmten Umständen einmalige Zahlungen in Höhe von 1.000 € vor, z. B. für Menschen innerhalb der ersten 4 Jahre nach ihrer Erblindung oder für allein lebende Blinde, deren Unterstützung durch im Haushalt lebende sehende Personen innerhalb der letzten 18 Monate weggefallen ist. Ebenso werden Kosten für blindenspezifische Trainings wie Braille, LPF und O&M (siehe unten), Einweisung in Hilfsmittel etc. finanziell unterstützt oder übernommen. Außerdem können Blinde, die sich ehrenamtlich in leitender Funktion oder Gremien betätigen, eine Leistung aus dem Assistenzleistungsfonds für ehrenamtlich tätige Menschen mit Behinderungen beantragen. Das sind nur einige Beispiele. Es lohnt sich, mal auf folgender Seite zu stöbern: https://soziales.niedersachsen.de/startseite/soziales_amp_gesundheit/soziale_forderungen/landesblindenfonds/niedersaechsischer-landesblindenfonds-99.html
Langstock
Der weiße Langstock gibt uns Informationen über Hindernisse, Stufen, Schägen und dient der Orientierung durch die Erfassung markanter Punkte auf unserem Weg. Je größer die Seheinschränkung, je unbekannter oder dunkler ein Weg ist, desto wichtiger wird das Pendeln des Stockes, um alle potenziellen Hindernisse und Markierungspunkte zu erfassen.
Menschen mit größerem Sehrest tragen ihn z. T. nur als Kennzeichnung (siehe oben) in der Hand und nutzen ihn nur bei Bedarf.
Die richtige Nutzung des Stocks lernt man beim Orientierungs- und Mobilitätstraining (siehe unten).
Es gibt viele verschiedene Arten von Langstöcken. Es lohnt sich für Betroffene, diese mal beim DHV (siehe oben) in Hannover auszuprobieren.
Eine Variante, die nicht nur Hindernisse am Boden erfasst, sondern auch durch akustische oder taktile Signale Kopf und Oberkörper vor Hindernissen schützt, ist der Laser-Langstock. Mehr dazu siehe unter Stichwort "Elektronische Hindernismelder".
Lass Worte sprechen!
Wir sehen nicht, was du zeigst, ob du nickst oder mit dem Kopf schüttelst, worauf sich dein "Vorsicht!" bezieht. Versuch in Worte zu fassen, was du meinst:
Mit "Da, wo das rote Auto parkt, musst du in die Straße abbiegen" können wir nichts anfangen. Gib Entfernungen und Richtungen an: "In etwa 200 m musst du rechts abbiegen" ist hilfreicher. Mit "5 Schritte vor dir steht ein Fahrrad quer. Geh mal 2 Schritte weiter links, dann kommst du daran vorbei" können wir etwas anfangen. Mit "Vorsicht, da steht ein Fahrrad!" eher nicht. Wenn man nichts sieht, braucht man genaue Beschreibungen. Also lieber ein paar Worte zu viel verlieren, das gibt uns Sicherheit und hilft beim Orientieren.
Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF)
Lebenspraktische Fähigkeiten haben wir uns alle im Laufe unseres Lebens angeeignet. Als kleines Kind haben wir greifen, schreien,, krabbeln, laufen, sprechen und so vieles mehr gelernt, und im Laufe unseres Lebens alles das, was uns zu dem Menschen macht, der wir heute sind.
Darum brauchen wir auch keine Angst zu haben, wenn wir jetzt weniger oder gar nichts mehr sehen, denn wir können alles!!! Wir müssen nur neue Strategien entwickeln, um manche Fähigkeiten blind nutzen zu können.
Die Schuhe binden wir uns noch genauso zu wie als Sehende, nur wo wir die Schuhe abgestellt haben oder welche Farbe diese Schuhe haben, das braucht neue Strategien und teilweise auch Hilfsmittel.
Diese neuen Strategien kann man bei einer individuellen Schulung bei einem LPF-Trainer lernen. Da es leider sehr schwer ist, an persönliche LPF-Trainer zu kommen, bieten die Aura -Hotels LPF-Kurse an. Oder man tauscht sich mit anderen Betroffenen aus und holt sich von den erfahrenen Hasen gute Tipps.
Jeder hat seine eigenen Bedürfnisse, aber man kann fast alles wieder lernen. Also nur Mut! Alles ist in Euch und muss nur abgerufen werden!
INFO:
Diejenigen, die an einer Rehamaßnahme teilnehmen können, werden dort schon in LPF unterrichtet.
Wer an einem Kurs am LBZB (Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover) teilnehmen kann, bekommt auch dort einen LPF-Trainer und einen O&M Trainer (Orientierung und Mobilität) an die Seite gestellt.
Wer sich alles selber erkämpfen muss, kann Kurse bei den Aura-Hotels oder bei IRIS e.V. Hamburg belegen.
Leitstreifen
Das sind Pflasterungen oder Bodenbeläge mit Rillen oder Noppen, die mit dem Langstock zu ertasten sind und besondere Stellen wie zum Beispiel Bushaltestellen, den Übergang vom Bürgersteig zur Fahrbahn oder eine kommende Treppe markieren. An Bahnsteigen verlaufen sie mit ausreichendem Abstand parallel zur Bahnsteigkante. Sehr hilfreich für uns wäre, wenn diese Leitstreifen nicht von Menschen, Gepäck oder Fahrzeugen blockiert werden.
In anderen Ländern sind z. B. selbst in kleineren Orten die Bordsteinkanten durch Aufmerksamkeitsfelder gekennzeichnet. So erkennen Blinde auch bei abgesenkten Bordsteinen, wenn sie eine Fahrbahn betreten. Kann lebenswichtig sein! Deutschland ist inklusiv in vielen Bereichen leider noch etwas unterentwickelt, aber wir arbeiten daran!
Lesen
Bücher, Briefe, Busfahrpläne oder die Gewürzdosen in der Küche - es gibt eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die das Lesen ermöglichen oder Texte vorlesen.
Bildschirmlesegeräte übertragen mit einer Kamera Texte und Bilder vergrößert und mit verschiedenen Farbeinstellungen auf einen Bildschirm.
Elektronische Lupen (z.B. als Funktion beim Smartphone) können Standbilder aufnehmen, die man großziehen kann, um auch entferntere Schrift wie Anzeigetafeln oder Straßenschilder zu lesen.
Windows 10 und 11 beinhalten für die Arbeit am PC sowohl eine Bildschirmlupe als auch eine Sprachausgabe, die Bedienelemente und Texte vorliest. Diese Funktionen und diverse Apps gibt es auch für Smartphones (siehe auch im Menü unter "Barrierefreiheit").
Etiketten, die man mit einem Produktnamen, der Gebrauchsanweisung oder beliebigen anderen Infos "besprechen" kann, geben diese Infos bei Bedarf wieder und sind nützliche Helfer in Küche, Bad oder Büro. Gibt es u.a. beim DHV (siehe oben) und heißt dort "PENfriend".
Licht
Etwas ins rechte Licht setzen - das ist auch für Sehbehinderte eine wichtige Hilfe. Gut ausgeleuchtete Arbeitsplätze (an Tischen und Arbeitsflächen in Küche, Wohnzimmer und Büro), Schränke und Regale (z.B. im Hauswirtschaftsraum, im Keller, in der Werkstatt) erleichtern erheblich das Finden und Erkennen von Dingen.
Doch es geht dabei nicht nur um "Hauptsache hell". Tageslicht- oder Vollspektrumlampen lassen Farben und Konturen deutlicher erscheinen und sind außerdem gut für Stoffwechsel und Psyche. Viele LED-Lampen sind inzwischen handelsüblich mit warmem, weißem und Tageslicht erhältlich. Sehr empfehlenswert!
Lupenbrillen
Von der Firma Eschenbach gibt es zwei verschiedene vergrößernde Brillen, die ich allen voran erwähnen möchte, weil ich sie oft benutze:
"Max Detail" vergrößert auf eine Entfernung von ca. 50 cm. Sie ist hilfreich beim Spielen, am PC, beim Notenlesen u.a.
"Max TV" vergrößert auf weitere Distanzen. Ich nutze sie z. B. beim Fernsehen, im Kino und im Theater.
Für den direkten Nahbereich gibt es Lupenbrillen in verschiedenen Stärken (z. T. auch mit auswechselbaren Gläsern), die wie eine Lupe zu nutzen sind, aber die Hände freilassen. Kann hilfreich sein!
Nicht jede Brille ist für jede Sehbeeinträchtigung hilfreich. Ich empfehle, sie vorher beim Optiker oder bei anderen Betroffenen auszuprobieren.
Markierungen
Wer nicht sehen kann, muss fühlen! Wenn ich z. B. optische Markierungen an Geräten nicht mehr erkenne, kann ich tastbare Markierungen anbringen. Im Hilfsmittelvertrieb und z. T. im Baumarkt sind erhabene Klebepunkte erhältlich. So muss ich meinen Haushalt nicht gleich komplett mit blindengerechten Geräten ausstatten, sondern kann viele vertraute Dinge auch weiterhin nutzen.
Nachteilsausgleich
Schwerbehinderte können diverse Nachteilsausgleiche in Anspruch nehmen. Dazu gehören neben den Vergünstigungen, die mit dem Schwerbehindertenausweis verbunden sind (siehe unten), auch Hilfen zur Erlangung des Arbeitsplatzes, eine behinderungsgerechte Arbeitsplatzausstattung (siehe oben) und evtl. eine Arbeitsassistenz (siehe oben). Oft ist es dadurch möglich, trotz der Behinderung einen Beruf weiterhin oder überhaupt ausüben zu können.
Nähere Infos dazu bekommst du über den Link
https://soziales.niedersachsen.de/startseite/menschen_mit_behinderung/behinderung_und_ausweis/nachteilsausgleiche/uebersicht-ueber-nachteilsausgleiche-fuer-behinderte-menschen-122.html sowie beim Landesamt für Soziales, Jugend und Familie: Die Hauptstelle ist am Domhof 1 in Hildesheim, Telefon: 0 51 21/3 04-0, der Fachbereich SR (Schwerbehindertenrecht) hat seinen Sitz in der Kreuzstr. 8.
Navigation
Beim iPhone kannst du Siri z. B. sagen "Bring mich zu Fuß zum Musterweg 12". Mit "Route starten" führt sie dich per Sprache von deinem aktuellen Standpunkt zum gewünschten Ziel, auch wenn Voice Over nicht eingeschaltet ist. Die Navigation läuft über "Karten" oder Google Maps und funktioniert natürlich per GPS.
Tipp: Wenn du losläufst und sich die Entfernungsangabe vergrößert (in 50 m links abbiegen, in 100 m links abbiegen), läufst du in die verkehrte Richtung und musst die Gegenrichtung einschlagen :-)
Ein richtig cooles Navigationsgerät, bei dem du die Hände frei hast und das eine große Hilfe bei der Orientierung ist, ist der naviGürtel von feelSpace. Du legst den Gürtel um, verbindest ihn per Bluetooth mit einer Smartphone-App und gibst per Sprachsteuerung dein Ziel ein. Der naviGürtel lenkt dich per Vibration in die richtige Richtung, lässt dich Straßen und Plätze gerade überqueren und bringt dich problemlos wieder auf den richtigen Weg, wenn du Hindernissen ausweichen musst. Dazu einfach in die Richtung gehen, in der du die Vibration fühlst. Hier der Link zur Website: https://feelspace.de/#bereit
Netzwerkliste
Gerade als frisch Betroffener - persönlich oder als Angehöriger - muss furchtbar viel organisiert, beschafft, erkundet werden. Da ist es schön, eine Liste mit den wichtigsten Kontakten zu hilfreichen Institutionen und Anlaufstellen in der Hand zu haben, statt sich mühsam alles zusammensuchen zu müssen. Eine solche Netzwerkliste ist in Arbeit. Bei Interesse schicken wir sie dir per Mail zu. Viele Links zu diesen Stellen findest du aber auch auf dieser Seite.
O&M-Training
Orientierung und Mobilität - in diesem Einzeltraining lernst du, dich sicher in Gebäuden und im Freien zu bewegen und dafür deine verbleibenden Sinne sowie Hilfsmittel wie den Langstock und das Smartphone zu benutzen. Dieses Training wird von der Krankenkasse bezahlt. Nähere Infos dazu erhältst du z. B. bei der Beratung des BVN oder bei IRIS e.V. (siehe oben).
Einen kleinen Eindruck vom Training bekommst du außerdem auf der Seite "Über uns" unter dem Punkt "Von uns" im "Dunkelerlebnis".
Optiker
Es gibt inzwischen diverse Optiker, die sich auf Low Vision-Beratung eingestellt und extra dafür geschulte Mitarbeiter haben. Dort wird - meist nach Terminvereinbarung - in einem persönlichen Gespräch geklärt, welche vergrößernden Sehhilfen (Lupen, Lesegeräte, Kantenfilterbrillen u.a.) angebracht sind und den Betroffenen im Alltag am besten unterstützen.
Ordnung halten
Für Blinde und Sehbehinderte ist es elementar wichtig, dass Dinge im Haushalt ihren festen Platz haben. Nur so haben sie die Chance, etwas wiederzufinden. Wenn man selbst oder Angehörige eher chaotisch veranlagt sind, ist Ordnung halten eine enorme, aber hilfreiche Umstellung. Ich habe sogar meine Gewürze alphabetisch sortiert und weiß auf Anhieb, wo der Thymian steht. Das erspart frustrierende Sucherei!
Parkausweis
Infos dazu sind in Arbeit
Podcasts
Es gibt inzwischen diverse Podcasts speziell für Blinde. Fünf davon seien hier exemplarisch genannt:
"Sichtweisen" und "OffSight" (Junge Selbsthilfe) sind Podcasts des DBSV mit informativen Interviews und coolen, beeindruckenden Reportagen. Neu beim DBSV ist außerdem der Podcast "Fell und Führbügel" mit Interviews und Infos rund um das Thema Blindenführhund.
"Apfel-Fleger" bietet Apple Pro-Wissen für Blinde, "Der Apfelkuchen-Podcast" hält iPhone-Nutzer auf aktuellem Stand.
"Augen zu und durch - mit dem Öhrchen unterwegs" (MDR) bereist verschiedene Orte mit einem Mikrofon, das die Welt räumlich aufzeichnet. Hier findest du interessante Reportagen über inklusives Gaming, den Besuch einer Blindenschule oder des Braille-Festivals, eine Wanderung zum Testen von Hilfsmitteln und vieles mehr. Sehr hörenswert!
Der BVN bietet den Podcast "Klangstock", wo Personen vorgestellt oder bestimmte Themen in den Focus gerückt werden.
Pro Retina bietet den Podcast "Blind verstehen" an mit Tipps und Erfahrungen, die Mut machen.
Der Podcast des Bayerische Blinden- und Sehbehindertenverbands heißt "Sideviews" und liefert Infos rund um Technik und Hilfsmittel.
Es gibt also jede Menge aktuelle Infos, Anregungen, spannende und beeindruckende Geschichten und Persönlichkeiten für Zuhause und unterwegs!
Pro Retina
Eine deutschlandweite Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Netzhautdegeneration. Sie bieten Beratung, kostenloses Infomaterial zu verschiedensten Themen, nützliche Kontakte und fördern die Forschung hilfreicher Therapien.
Die Geschäftsstelle in Bonn erreichst du unter 0228 227 217 0 bzw weitere Infos über den Link https://www.pro-retina.de/
Es gibt eine Pro Retina-Gruppe in Hannover. Kontakt bekommst du über Christian Schulte (Regionalgruppenleiter) unter 05 75 1 76304 oder über die Pro Retina-Seite.
Reisen
Es gibt einige Reiseveranstalter, die Reisen für Sehbehinderte und Blinde anbieten. Attraktiv auch für die Singles unter uns, da die Unterstützung durch eine geschulte Begleitperson im Angebot oder gegen Aufpreis enthalten ist. Hier Links zu zwei Anbietern:
https://www.reisen-fuer-alle.de/zertifizierte_angebote_249.html
Siehe dazu außderdem Stichwort "Aura-Hotels"
Schwerbehindertenausweis
Er bietet viele Vorteile: Kündigungsschutz, mehr Urlaub, steuerliche Vergünstigungen und vieles mehr (siehe auch unter Stichwort "Nachteilsausgleich"). Was genau, hängt davon ab, welche Vermerke dir für den Ausweis bewilligt werden:
Auf dem Ausweis stehen je nach Schwere und Art der Behinderung der Grad der Behinderung (GdB. angegeben in Prozent) und verschiedene Merkzeichen, die zu unterschiedlichen Vergünstigungen berechtigen.
Bei einer Sehbehinderung sollte das B (für Begleitperson) dabei sein, Voraussetzung für fast kostenlose Fahrten mit Öffis (zu denen übrigens auch viele Fähren gehören). Einmal im Jahr müssen Sehbehinderte allerdings eine "Wertmarke" für derzeit 91 € erwerben (geht auch halbjährlich), die ggf. zusammen mit dem Ausweis beim Busfahrer oder Zugbegleiter vorzuzeigen ist. Für blinde Personen ist sie kostenlos.
Das B berechtigt zudem zur kostenlosen Mitnahme einer Begleitperson. In viele kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen kommt man mit dem B ebenfalls ermäßigt oder kostenlos. Die Frage "Gibt es Ermäßigungen für Schwerbehinderte?" lohnt immer, auch und erst Recht im Ausland.
Außerdem ist in der Regel ein G (für gehbehindert, d.h. mobilitätseingeschränkt) dabei sowie ein RF, was uns Vergünstigungen bei der Radio- und Fernsehgebühr verschafft.
Anerkannt Blinde bekommen zudem ein Bl und ein aG (außergewöhnlich gehbehindert), was sie berechtigt, Blindengeld zu beziehen und einen Parkausweis für Behindertenparkplätze zu bekommen.
Den "Erstantrag zur Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft nach dem SGB IX" stellst du beim Landesamt für Soziales, Jugend und Familie. Die Hauptstelle ist am Domhof 1 in Hildesheim, Telefon: 0 51 21/3 04-0, der Fachbereich SR (Schwerbehindertenrecht) hat seinen Sitz in der Kreuzstr. 8. Genauere Infos, Links und Anträge zum Download findest du unter https://soziales.niedersachsen.de
Und hier noch direkt der Link zu einem Download "Behinderung und Ausweis", herausgegeben von der
Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) e. V.: https://www.bih.de/integrationsaemter/medien-und-publikationen/publikationen/zb-ratgeber/behinderung-und-ausweis/
Screen-Reader
So nennt man Software, mit der wir einen PC komplett blind bedienen können. Anders als bei der reinen Vorlesefunktion, die - wie der Name schon sagt - Texte vorliest - wird hier der gesamte Bildschirm mit allen Bedienelementen, Menüs etc. vorgelesen, die über Tasten und Tastenkombinationen angesteuert werden.
Bei uns weit verbreitet sind die kostenpflichtigen Screenrader JAWS und Zoom Text sowie das kostenfrei herunterladbare NVDA.
Sehbehinderung
Es gibt viele verschiedene Formen von Sehbehinderung. Manche Menschen sehen nur verschwommen oder wie durch Nebel, manche sehen nur noch in einem kleinen Punkt im Zentrum scharf, aber drumherum nichts mehr. Bei manchen ist es genau umgekehrt - sie sehen nur noch am Rande etwas, und alles, was sie direkt anschauen, ist weg. Bei wieder anderen sind die blinden Flecken diffus über das gesamte Gesichtsfeld verstreut.
So kommt es, dass jemand mit einem weißen Stock herumläuft, aber z. B. problemlos eine Zeitung lesen kann. Denn wenn das Gesichtsfeld auf einen kleinen Punkt in der Mitte zusammengeschrumpft ist, werden Hindernisse und Verkehrsteilnehmer nicht gesehen. Auch die Orientierung ist sehr erschwert.
Leider werden viele Sehbehinderte oft schnell von unwissenden Mitmenschen als Lügner und Simulanten verurteilt. Das erhöht bei manchen von uns die Hemmschwelle, einen Langstock zu benutzen oder sich als seheingeschränkt zu kennzeichnen. Doch der Schritt lohnt sich! "Lass die Leute reden!", um eine Liedzeile von den Prinzen zu zitieren. Und es gibt Menschen, die tatsächlich an einer Aufklärung interessiert sind.
Über ursächliche Erkrankungen möchte ich hier nichts schreiben. Dafür gibt es Ärzte und Fachliteratur. Aber ich möchte noch eine Beobachtung weitergeben:
Unser Gehirn stellt sich nach und nach auf eine Seheinschränkung ein. Wir lernen, mit dem Sehrest zu arbeiten, andere Sinneswahrnehmungen einzubeziehen und neue Strategien zu entwickeln, sodass wir auf Dauer besser mit der Einschränkung zurecht kommen als anfangs gedacht.
Selbstverteidigung
Blinde sind schlechte Augenzeugen und damit leichte Beute - das denken manche, die nach potenziellen Opfern für einen Handtaschen-Raub oder andere Übergriffe Ausschau halten. Es ist deshalb von Nutzen, ab und zu an einem Selbstverteidigungskurs teilzunehmen. Seit einiger Zeit werden solche Kurse auch für Blinde und Sehbehinerte angeboten (wobei Sehende ebenfalls auf ihre Kosten kommen). Selbstbehauptung, Prävention und Deeskalation sind dabei wichtige Schwerpunkte und bieten auch für ältere Teilnehmer hilfreiche Tipps und Übungen.
2024 haben wir in Kooperation mit dem BVN zum ersten Mal hier in Hildesheim einen solchen Kurs angeboten, der von einer erfahrenen und speziell geschulten Trainerin durchgeführt wurde. Weitere Kurse sind angedacht. Sobald es konkrete Termine gibt, findest du sie auf der Termin-Seite.
Sichtbarkeit Outdoor
Neben dem Blindenlangstock und den diversen Blindenabzeichen können wir auch Hilfsmittel aus der Joggingwelt benutzen. Um im Dunkeln gut sichtbar zu sein gibt es magnetische Leucharmbänder, die nicht nur reflektieren, wenn sie angestrahlt werden, sondern eine eigene Beleuchtung haben. Man kann sie im Modus:
verwenden. Sie sind praktisch klein und können mit Batterien oder auch wiederaufladbar gekauft werden.
Zur absoluten Sichtbarkeit gibt es auch Westen, die an der Vorderseite grün und auf der Rückenseite rot leuchten oder blinken.
Außerdem gibt es diverse andere Leuchtmittel, wie Clips oder Schnürsenkel. Also rüstet Euch aus, damit Ihr gesehen werdet oder auch gefunden - zum Beispiel, wenn Ihr im Wald gestürzt seid, Eure Uhr einen Notalarm ausgelöst hat und die Rettung Euch beleuchtet und blinkend sicherlich besser findet.
Hier sind wir fündig geworden:
https://elanox.de
SightCity
Das ist die größte internationale Hilfsmittelausstellung für Blinde und Sehbehinderte, die jährlich im Mai in Frankfurt/Main stattfindet. Neben analogen und technischen Hilfsmitteln finden vielfältige Vorträge und Foren, auch zu medizinischen Themen statt. In diesem Jahr gibt es außerdem einen Gaming-Raum, wo inklusive digitale und analoge Spiele vorgestellt werden.
Hier der Link zur Website: https://sightcity.net/ (aktuelles Programm ab Ende März verfügbar) und ein Link zu einem Pro Retina-Podcast, in den die SightCity 2025 vorgestellt wird: https://podcasts.apple.com/de/podcast/blind-verstehen-der-pro-retina-podcast/id1549171403?i=1000698450315
Natürlich findest du viele Infos sowie die Vorstellung der Aussteller auch auf allen Social Media-Kanälen.
Smartphone
Alle Smartphones bieten inzwischen Bedienungshilfen für Menschen mit Seheinschränkungen an, so dass diese Geräte auch von uns voll umfänglich genutzt werden können. Die meisten in unserer Gruppe bevorzugen das iPhone, weil wir es besonders komfortabel finden. Man kann bei Smartphones per Spracheingabe einen Anruf tätigen, Nachrichten verschicken, Termine verwalten, den Wecker stellen, Wetter-Infos bekommen, zu einem Ziel gebracht werden, alles vorgelesen bekommen u.v.m.
Das Smartphone ist außerdem durch zahlreiche Apps ein wichtiges Hilfsmittel, das uns beim Lesen, Einkaufen, bei Bildbeschreibungen, Produktinfos und vielem mehr den Alltag erleichtert.
Socken waschen
Wie finden wir nach der Wäsche die richtigen Sockenpaare zusammen? Wenn man die hilfsbereiten Mitmenschen nicht überstrapazieren und möglichst selbständig sein will, gibt es auch hierzu praktische Hilfsmittel: Sockenhalter oder Sockenklammern aus Kunststoff. Die Sockenpaare werden damit paarweise in die Waschmaschine gesteckt und anschließend auf die Leine gehängt. Wenn es doch für alles so einfache Lösungen gäbe! Einfach mal bei Hilfsmittelherstellern oder im sonstigen Internet stöbern.
Sozialpsychiatrischer Dienst
Wer bei der Verarbeitung und Akzeptanz seiner durch Sehverlust veränderten Lebensumstände professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen möchte, kann sich an den "SP DI" wenden. Er bietet einen Erstkontakt zur Erfassung der benötigten Unterstützung sowie 14tägliche sogenannte "Entlastende Gespräche" an, zu denen die Mitarbeiter den Betroffenen zu Hause aufsuchen. Du erreichst ihn in Hildesheim unter der Nummer 05121/309-7375.
Für weitergehende psychologische Hilfe siehe auch unter dem Stichwort "Der Anker".
Spiele
Im Internet findet man diverse Spiele für Sehbehinderte und Blinde, darunter viele Klassiker wie Mensch-ärgere-dich-nicht, Vier gewinnt, Memory, Mühle, Master Mind oder Uno, die mit taktilenn Elementen nachgerüstet sind. Inzwischen werden jedoch im Rahmen der Inklusionsbestrebungen auch immer mehr Spiele eigens für seheingeschränkte Mensch entwickelt. Vor allem im Bereich der Videospiele (siehe auch Stichwort "Gaming") ist inzwischen viel Neues auf dem Markt, das auch ein gemeinsames Spielen von Sehenden und Blinden gleichberechtigt ermöglicht. Bei nachgerüsteten Spielen brauchen die Sehenden meist viel Geduld - oder spielen mit Augenbinde, was dem Blinden einen deutlichen Vorteil verschafft.
Für Sehbehinderte gibt es etliche Spiele regulär im XXL-Format zu kaufen. Manche kann man auch mit einfachen Mitteln präparieren oder mit angepassten Regeln spielen, indem z. B. angesagt oder vorgelesen wird, was zu sehen ist. Vielleicht hilft außerdem die richtige Beleuchtung (siehe Stichwort "Licht"), eine Lupe oder eine spezielle Brille (siehe Stichwort "Lupenbrillen").
Sprechende Geräte
Für Sehbehinderte und Blinde sind viele herkömmliche Haushaltsgeräte nicht mehr bedienbar. Hier gibt es diverse sprechende oder mit akustiscchen Signalen ausgestattete Hilfsmittel wie z. B. Küchen- und Personenwaagen, Uhren und Wecker, Telefone, Einschenkhilfen für Flüssigkeiten, aber auch Herde, Backöfen, Mikrowellen, Waschmaschinen oder Fernseher. Inzwischen lassen sich sogar etliche Geräte über Sprache oder über das Smartphone bedienen.
Manche herkömmlichen Haushaltegeräte lassen sich übrigens nachrüsten. Mehr dazu findest du bei FeelWare über folgenden Link: https://feelware.eu/de?srsltid=AfmBOoqt5UHKFj2QsJsyRLrkZ6J2PNdLM1qVQt5w_PZ0GUoMFAPgXc_5
Tandem
Das ist ein Fahrrad, auf dem 2 Personen fahren können. Es ermöglicht (nicht nur) seheingeschränkten Personen das Radeln - häufig ein schmerzlich vermisstes Vergnügen nach einer spät aufgetretenen Sehbehinderung.
Bei den meisten Tandems (gibt es inzwischen auch als E-Bikes) sitzt der sehende Pilot vorne, der Beifahrer hinten (bei manchen auch umgekehrt oder nebeneinander). Auf jeden Fall hat der Pilot sinnvollerweise die Herrschaft über Lenker, Gangschaltung und Bremsen (auch hier gibt es Ausnahmen).
Der Beifahrer muss sich also blind auf den Piloten verlassen können. Dafür ist die Absprache von Kommandos wichtig, die dem blinden Beifahrer das Starten, Bremsen, Abbiegen, Steigungen, Hindernisse in Kopfhöhe u. a. signalisieren, damit dieser adäquat reagieren kann.
Bevor man ein Tandem kauft, sollte man damit auf jeden Fall probefahren. Zum einen ist es nicht jedermanns Ding, die Verantwortung für zwei zu haben oder sie an den Piloten abzugeben. Zum anderen lassen sich Tandems teilweise nicht individuell auf die unterschiedlichen Fahrerbedürfnisse (Lenker- und Sattelhöhe) einstellen. Außerdem gibt es Einstiege für "Männlein und Weiblein", sowohl vorne als auch hinten. Das muss alles passen, wenn man sicher fahren und auch an längeren Touren Spaß haben will.
Zu unserer ABS-Tandem-Gruppe siehe im Menü unter "Aktivitäten" oder für Aktuelles auf der Seitee "Tandem-Gruppe".
Theater
Unterschreiben
"Und dann bräuchte ich noch eine Unterschrift von Ihnen hier neben dem Kreuzchen!" Für blinde und sehbehinderte Menschen ist das ohne Hilfsmittel eine schwierige Aufgabe. Doch dafür gibt es Unterschriftenschablonen im Scheckkarten-Format, die in der Mitte einen breiten offenen Streifen haben. Wenn eine sehende Person diese Öffnung auf dem Unterschriftenfeld platziert, können wir treffsicher Dokumente, Anträge, die Datenschutzerklärung beim Arzt oder den Stundennachweis des Handwerkers unterschreiben.
Du bekommst sie aus Kunststoff zum Beispiel bei "DieSehWelt" über diesen Link. https://www.diesehwelt.shop/p/unterschriftenschablone-kunststoff (kostet etwa 5 €), aber auch kostenlos aus dickerem Papier bei diversen Blinden- und Sehbehindertenverbänden. Man kann diese Schablonen aber auch leicht aus Pappe oder Moosgummi selber machen (lassen).
VoiceOver
Das ist die Vorlesefunktion, die beim iPhone zum Paket der Bedienungshilfen gehört. Mit Voice Over kann man sich blind durchs Handy und die meisten Apps navigieren. Es liest nicht nur Textnachrichten vor, sondern alles, was es auf dem Handy zu sehen gibt. Man braucht allerdings ein bisschen Übung, da die Gesten anders sind. Hierfür gibt es spezielle iPhone-Schulungen für VoiceOver-Nutzer.
Das Pendant bei Samsung heißt "Talk Back", funktioniert nach unserer Erfahrung aber manchmal nicht ganz so geschmeidig. Die Navigation auf dieser Website gelingt uns z. B. mit Talk Back nur eingeschränkt.
Wählen
Können Blinde wählen gehen? Wie finden sie die richtige Stelle für ihr Kreuz?
Mitglieder des BVN bekommen rechtzeitig vor Bundes- und Landtagswahlen sog. Wahlschablonen per Post zugeschickt. Sie bestehen aus dickerem Papier, sind deckungsgleich mit dem Stimmzettel und haben runde Löcher dort, wo Kreuze gesetzt werden können. Die Infos des Stimmzettels wie Namen der Parteien und Kandidaten stehen in Punktschrift dabei. Dazu gibt es eine Audio-CD mit dem Stimmzettel für den passenden Wahlkreis, da nicht alle blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen Punktschrift lesen können.
Webseite Schnellzugriff
Wusstest du schon, dass du Webseiten, die du häufiger nutzt, ganz einfach als Kachel auf dem Home-Bildchirm des Smartphones verlinken und damit schnell darauf zugreifen kannst, ohne immer die Adresse in die Suchmaschine eingeben zu müssen? Wie das geht, kannst in dieser Anleitung nachlesen.
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